Karten werden in der Regel zu großen Ereignissen im Leben verschickt. Dabei kann es sich bekanntermaßen um sehr erfreuliche Ereignisse handeln, wie die Geburt eines Kindes, eine Hochzeit oder ein Geburtstag. Aber auch die traurigsten Schicksalsschläge, die das Leben für uns bereithält, wie ein Todesfall oder eine Krankheit, können einen Anlass für eine Karte bilden. Die Gründe für eine Karte können damit aus Geschehnissen bestehen, die die Wortgewandtheit vieler bei Weitem übersteigt. Man möchte den Betroffenen Trost spenden oder zum Beispiel auch die Freude über die Geburt eines Kindes zum Ausdruck bringen und ist ganz einfach sprachlos. Die Emotionen sind zu groß und zu vielschichtig und lassen sich nicht in die richtigen Worte fassen. Man möchte es nicht bei formelhaften Wendungen belassen und lieber auch keine Klischees bemühen. Aber was dann?
Wie geht man als Kartenschreiber mit einer Schreibblockade um?
Man leidet regelrecht an einer Schreibblockade und das führt in so manchen Fällen dazu, dass die Karte letzten Endes gar nicht verschickt wird. Ein Grund dafür ist oft auch die eigene Bescheidenheit. Man fragt sich: Was kann ich schon Sinnvolles sagen? Man befürchtet, dass die eigenen Ratschläge besserwisserisch oder geradezu gönnerhaft wirken könnten. Es könnte ja sein, dass der Empfänger dadurch sogar noch in größere Not gerät, weil die Ratschläge den Eindruck erwecken könnten, dass andere Menschen viel besser mit den Problemen zurechtkommen, die man selbst nicht bewältigen kann. Zu diesem Thema gibt es eine wundervolle Aussage von dem brillanten österreichischen Dichter Rainer Maria Rilke:
„Glauben Sie nicht, dass der, welcher Sie zu trösten versucht, mühelos unter den einfachen und stillen Worten lebt, die Ihnen manchmal wohltun. Sein Leben hat viel Mühsal und Traurigkeit und bleibt weit hinter Ihnen zurück. Wäre es aber anders, so hätte er jene Worte nie finden können.“
Diese Worte bilden übrigens die Einleitung zu dem wunderbaren Buch von Matt Haig: The Comfort Book. Dort findet man eine Sammlung äußerst lesenswerter Zitate und eigener Lebensweisheiten, die man als Fundgrube für Kartentexte nutzen kann.
Nutzen Sie den vorhandenen Wortschatz – im wahrsten Sinne des Wortes
Man kann es sich beim Lesen von Büchern zur Gewohnheit machen, bestimmte Textstellen herauszuschreiben und damit verfügt man über ein Sammelsurium an Sinnsprüchen und Weisheiten, die man zum Kartenschreiben einsetzen kann. Es ist keinesfalls eine Schande sich einzugestehen, dass andere Frauen und Männer wortgewandter oder besser gesagt wortgewaltiger sind. Wer es versteht, aus dem reichen Fundus literarischer Werke zu schöpfen, kann seine Mitmenschen mit Karten trösten, aufheitern und ihnen Denkanstöße bieten. Das Schöne an einer Karte ist, dass man den Empfänger oder die Empfängerin nicht mit einem langen Text überhäuft und dass man nach dem Erhalt der Karte genug Zeit hat, über ihren Inhalt nachzudenken. Zu diesem Vorgang passt ein Zitat von Mozart:
„Die Stille zwischen den Noten ist genauso wichtig wie die Noten selbst.“